Schülerzeitungen als Start und Rettung
Wie wurde ich Unternehmer und Professor? Alles begann mit Comics und Schülerzeitungen. Vom Unterricht gelangweilt fing ich an, mich mit meinem Sitzplatz in die letzten Reihen des Klassenzimmers zu verdrücken. Dort habe ich in Ruhe meine Geschichten, die in meinem Kopf herumhüpften, in die Schulhefte gezeichnet. Meine Sitznachbarinnen fanden diese ersten Comics spannend, wurden immer neugieriger, wenn ich eine Bildergeschichte fertig hatte. „Lass mal gucken!“
Nach der Waldschule, meiner Grundschule, kam ich 1974 auf die 4. Realschule (ehemalige Marienschule) in der Flensburger Innenstadt. An dieser Lehranstalt gab es schon eine Schülerzeitung: „Moment“.
„Moment“ an der 4. Realschule
Die folgenden Ausgaben habe ich als Schüler der 5. und 6. Klasse auf dem Schulhof für 30 Pfennig erstanden oder später im Archiv entdeckt.
Die Ausgabe der Moment, wo plötzlich ein langweiliges Cover mit der Aufschrift „Letzte Ausgabe der alten Redaktion“ zu lesen war, schreckte mich auf. Wie sollte es weitergehen? Ich nahm Kontakt auf. Die Mitglieder der alten Redaktion gingen in die 10. Klassen und sollten die Realschule bald verlassen. Dies war der Zeitpunkt, wo mir als 13-jähriger die Verantwortung für die kommenden Ausgaben in die Hand gelegt werden sollte. So gestaltete ich das erste Cover.
Das passende Cover zur Schulabschlussfeier 1978 sollte dann auch mein letztes an dieser Schule sein. Wegen dreier Tadel und dreier Rügen sowie entsprechenden Fünfen war mit der 7. Klasse für mich an der 4. Realschule der Endpunkt erreicht: „Schulverweis“. Das Lehrerkollegium schickte den Jens zur Hauptschule.
„Moment“ an der Hebbelschule
Meinen schulischen Absturz zur Hauptschule konnte und wollte meine Mutter nicht ertragen. Mein älterer Bruder Jörg war auf der Hebbelschule, einer weiteren Realschule in Flensburg, so kannte meine Mutter den Schuldirektor Adolf Knottnerus-Meyer und sie erhielt bei ihm einen Termin mit mir. Nach der Lektüre meiner mitgebrachten Zeugnisse schob der Herr Direktor die Zettel beiseite. Guckte mich mit strengem Blick an und sagte: „Jens, ich sehe, dass dich Schule nicht interessiert. Was interessiert dich denn?“ Ich antwortete spontan und ehrlich: „Comics!“ Mein Mutter versank in ihrem Stuhl und lief rot an. Irgendwie war ihr meine Aussage peinlich. Der Herr Direktor hakte nach. „Aha. Comics. Was machst Du denn da?“ Endlich interessierte sich auf einmal ein Lehrer für die wirklich wichtigen Dinge. So fing ich aufgeregt an ausführlich zu erzählen. Und ich erhielt Nachfragen, die mich weiter plaudern ließen. Natürlich erwähnte ich die Schülerzeitung, die ich herausgegeben habe.
An dem Punkt setzte dann der Herr Direktor ein: „Alles gut Jens. Ich hatte an meiner Schule hier noch nie eine Schülerzeitung. Wenn Du mir versprichst, eine Schülerzeitung herauszugeben, dann darfst Du hier an der Realschule die 7. Klasse noch einmal machen.“ So langsam kam meine Mutter aus der Versenkung ihres Stuhles wieder hervor und verstand langsam, was passiert war. Ich versprach, eine Redaktion zusammenstellen zu wollen und der Herr Direktor versicherte mir, sich an den Druckkosten beteiligen zu wollen.
Ich überlegte nicht lange und setzte die „Moment“ an meiner neuen Schule fort.
Als Klassenbester mit Auszeichnung bei der Schulabschlussfeier in der Turnhalle verließ ich dann die Hebbelschule mit einem Realschulabschluss 1981. Meine schulische Laufbahn ging dann bei der Städtischen Handeslehranstalt, dem Wirtschaftsgymnasium in Flensburg, weiter.