Dan Dabey Studios

1. Entstehung der Dan Dabey Studios

Die Dan Dabey Studios waren ein Zusammenschluss der schleswig-holsteinischen Comiczeichner, der sich im Herbst 1996 gebildet hatte. Ich wohnte zu der Zeit im Kavalierhaus auf Schloss Glücksburg und hatte am 29.01.1997 zu meiner Geburtstagsfeier eben u.a. diese Comiczeichner eingeladen.

Team der Dan Dabey Studios 1996
Team der Dan Dabey Studios 1996: Götz Wiedenroth, Volker Sponholz, Kim Schmidt, Jörg Reymann, Lutz Mathesdorf und Jens Junge (v.l.n.r.), Zeichung: Götz

Aus unserer fröhlichen Runde heraus kamen wir plötzlich auf das Thema Politik und den Ausblick auf das frisch begonnene Jahr 1997. Das „Barschel-Ehrenwort“ und der überraschende sowie unerklärliche Tod des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten sollten sich im Herbst mit 10 Jahren jähren. Die Diskussion wurde plötzlich hitzig und es überschlugen sich die kreativen Ideen. Wie sollte es anders sein? Das Problem: Der damals immer noch ermittelnde Staatsanwalt Heinrich Wille aus Lübeck bewies mit seinen immer neu präsentierten Mordtheorien eine überaus eigenartige Kreativität. Mit diesem ungewöhnlichen Verhalten für einen verbeamteten Staatsdiener aus der Justiz fühlten sich die Comiczeichner des Landes im hohen Norden herausgefordert. Wer hat denn da nun wirklich die besseren Ideen? Wer sind denn in diesem Land die wirklich richtigen kreativen Köpfe??? Doch wohl die Comiczeichner und nicht die Juristen! Der Beweis konnte nur in Form eines gemeinsamen Comicprojektes erfolgen. Stifte und Papier mussten her und es ging los…

2. Wege in die Wanne

Der Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein war 1987 Dr. Dr. Uwe Barschel (CDU). Das politische Wochenmagazin „Der Spiegel“ hatte eine vielleicht von ihm initiierte Verleumdungskampagne gegen seinen Konkurrenten und Mitbewerter Björn Engholm (SPD) enthüllt. Vielleicht war der Initiator auch nur sein Referent Reiner Pfeiffer (1939-2015) und seine Behauptung, im Auftrag der CDU und von Barschel gehandelt zu haben, war falsch? Am 18. September 1987 versicherte Uwe Barschel jedenfalls mit einem theatralisch vorgetragenen Ehrenwort und mehrerer juristisch relevanter eidestattlichen Versicherungen seiner Mitarbeiter, dass die gegen ihn erhobenen Vorwürfe haltlos seien. Jedoch waren dies Falschaussagen, die die Mitarbeiter nur auf sein Drängen abgegeben hatten.

Uwe Barschel hatte als 18-jähriger Schülersprecher und Mitglied der Jungen Union sowie der CDU schon einen international beachteten Skandal am 22. Januar 1963 ausgelöst („Dönitz-Affäre“), als er den NS-Kriegsverbrecher und für einige Tage (1. bis 23. Mai 1945) in Flensburg aktiven Hiltler-Nachfolger (Reichspräsident und Oberbefehlshaber der Wehrmacht) Großadmiral a.D. Karl Dönitz (1891-1980) auf Anregung seines Geschichtslehrers zu sich in die Schule (Otto-Hahn-Gymnasium) nach Geesthacht an der Elbe offiziell einlud, wo des „Teufels Admiral“ vor Lehrern und 50 Schülern unwidersprochen seine nationalsozialitischen Ansichten verbreiten durfte. In den Nürnberg Kriegsverbrecherprozessen war Dönitz als Hauptkriegsverbrecher zu nur 10 Jahren Zuchthaus (1946-1956) verurteilt worden und die hatte er ja abgesessen und war wieder ein freier Mann. Die Hamburger Morgenpost berichtete nach exakt 60 Jahren erneut 2023 darüber (s. Bild). Tragisch war der Fall, weil sich aufgrund des Skandals der 57-jährige Schulleiter Dr. Georg Rühsen nach harter Kritik und verletzenden Zeitungsberichten sowie nach einem Gespräch mit dem Vertreter des Kultusministerium, Dr. Schmidt-Tychsen, anschließend am 8. Februar in der Elbe ertränkte (s. ausführliche Analyse zur Dönitz-Affäre durch die Klasse 13a an dem OHG von 2010/2011: HIER). In seinem Abschiedsbrief erwähnt der Schulleiter, dass sich der Ministeriumsvertreter keine Vorwürfe machen solle. Anfang des Jahres 1981 nimmt als „Privatperson“ der inzwischen amtierende schleswig-holsteinische Innenminister Uwe Barschel an der Beerdigung des verstorbenen Karl Dönitz teil.

Uwe Barschel und NS-Kriegsverbrecher Karl Dönitz 1963
Uwe Barschel und NS-Kriegsverbrecher Karl Dönitz 1963

Was Uwe Barschel selbst oder „nur“ sein Referent Reiner Pfeiffer gegen den SPD-Kandidaten Björn Engholm 1987 unternommen haben, ist bis heute trotz eines Untersuchungsausschusses ungeklärt. Fest steht auf jeden Fall, dass die Aktionen gegen Engholm sehr arg durchtrieben waren (anonyme Anzeige wegen Steuerhinterziehung, Beschattung durch Privatdetektive, vorgetäuschter Abhörskandel und Anruf Pfeiffers bei Björn Engholm am 5. Februar 1987 unter dem Decknamen Dr. med. Wagner, der ihm mitteilte, dass eine seiner Patientinnen an Aids erkrankt sei, die angegeben hätte, mit ihm intim gewesen zu sein…).

Am 10. Oktober 1987 flog Uwe Barschel von Gran Canaria aus nach Genf als „beliebiges“ Flugziel, was die Flughafenangestellte berichtete, weil er anfangs nach Zürich wollte, der Flug aber ausgebucht war. Trotzdem hält sich bis heute das Gerücht, dass er angeblich einen Informanten namens Roloff mit Fotos als Entlastungsmaterial hätte treffen wollen. Diese Person oder die Fotos sind bis heute nicht aufgetaucht.

Der Reporter des Magazins „Stern“, Sebastian Knauer, hat zusammen mit dem Fotografen Hanns-Jörg Anders am 11. Oktober im Hotel „Beau-Rivage“ in Genf um 12:43 Uhr Uwe Barschel vollständig bekleidet tot in der Badewanne gefunden und anschließend dieses Foto auf der Titelseite der Zeitschrift veröffentlicht.

stern 44/1987: Barschel tot in der Badewanne
stern Nr. 44 / 1987, Titelbild, toter Uwe Barschel in der Badewanne

Ja, dieses Foto ist eindeutig pietätlos. Nicht nur der Polit-Skadal um Barschel war ein Thema in der damaligen Zeit, auch diese journalistische Grenzen überschreitende Berichterstattung führte zu einer weiteren Steigerung der Aufregung (und Auflage) und bundesweiten Bekanntheit.

Nun saßen wir in gemütlicher Runde mit ein paar Flaschen Hopfentee im Kopf 10 Jahre später auf Schloss Glücksburg und jeder kannte die Geschichte und dieses außergewöhnliche Titelbild sowie die abstrusen Mordtheorien der Staatsanwaltschaft. Die damals aktuelle Meldung über die neue Mordtheorie zum Gift im Schuh, war einer der Hauptauslöser. Die Stifte kreisten und es wurde gekritzelt und skizziert.

Jedenfalls war der Titel des gemeinsam Werkes schnell gefunden: „Barschel – 6 Thesen, wie es wirklich war: Wege in die Wanne“. Ich selbst habe mich als offizieller Mitautor oder Zeichner dann doch etwas rausgehalten… und nur die Rückseite als Inhaltsverzeichnis gestaltet, weil ich zu der Zeit in der schleswig-holsteinschen Staatskanzlei mit der SPD-Landesregierung und amtierenden Ministerpräsidentin Heide Simonis gerade das Internetprojekt der Landesregierung mit dem Landesportal www.schleswig-holstein.de hauptberuflich zu verantworten hatte (s. Geschichte von Ticcon).

Es entstanden sechs satirische Einzelgeschichten, eben skurrile Thesen, wie es aus Sicht des einzelnen Zeichners hätte gewesen sein können. Ehrenwort! Die kreative Zusammenarbeit brachte ungeheuren Spaß und Lutz Mathesdorf prägte mit seinem Spruch, wie schön es ist, „dann dabei“ zu sein, den Abend. So entstand die namentliche Grundlage der „Dan Dabey Studios“. Wir alle waren mit dem Comicmagazin ZACK groß geworden und kannten die Serie Dan Cooper, so war schnell die Wortverfremdung hin zu einem imaginären Helden „Dan Dabey“ gefunden. Die erlebte, produktive Zusammenarbeit solle doch unbedingt über dieses erste Buchprojekt hinaus gehen.

Jörg Reymann erzählte Brösel anschließend vom Buchprojekt, der dann dabei sein wollte. Das Comicalbum erschien im Achterbahnverlag, weil dort die professionellen bundesweiten Vertriebsstrukturen vorhanden waren und die vielleicht anstehenden Krisenkommunikationseinsätze besser abgewickelt werden könnten, denn irgendwie ist alles bei dem Thema Barschel sofort ein Skandal. Wir ahnten es.

Comic: barschel - Wege in die Wanne
Comic: barschel – Wege in die Wanne

Die Rückseite des Comicalbums ist im Stil einer damals klassischen Umlaufmappe der Landesregierung Schleswig-Holstein (s. Bild) als Inhaltsangabe gestaltet.

Comic: barschel - Wege in die Wanne, Rückseite, Inhaltsangabe
Comic: barschel – Wege in die Wanne, Rückseite, Inhaltsangabe

Nach der gemeinsamen Pressekonferenz am 30. September 1997 zur Vorstellung des Comicalbums in Hamburg in der „FABRIK“ entstand eine unberechenbare Aufmerksamkeit für unseren humoristischen Kommentar zu „10 Jahre Ehrenwort“ mit anschließendem ewigen und abstrusen Ermittlungsverfahren, um das es uns ja eigentlich ging. Für uns war die Pressekonferenz ein Happening und der Beweis, wer im Land Schleswig-Holstein die Kreativkrone auf hat. Aber es konnten leider nicht alle lachen, z.B. Barschels Witwe, zahlreiche CDU-Vertreter sowie andere Politiker.

Abfahrt mit Brösels US-Schlitten zur Pressekonferenz nach Hamburg
Abfahrt mit Brösels US-Schlitten zur Pressekonferenz nach Hamburg

 

Pressekonferenz in Hamburg zum Comicalbum "Wege in die Wanne" 1997
Pressekonferenz in Hamburg zum Comicalbum „Wege in die Wanne“ 1997

3. Presse und Reaktionen

Zur Pressekonferenz kamen zahlreiche Journalistinnen und Journalisten von TV, Radio, Zeitungen und Zeitschriften so wie die Presseagentur AP. Hier ist eine kleine Auswahl von den Print-Erzeugnissen:

Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag (sh:z), 01.10.1997

sh:z zu Barschel-Comic vom 01.10.1997
sh:z zu Barschel-Comic vom 01.10.1997

Im Artikel wurde gefragt, ob wir Skrupel in Bezug auf das Thema hätten. Tja. Was soll man da auf die Journalistenanfrage antworten? Zum einen ja, aber… „Wir machen unseren Job, genau wie Chefermittler Wille. Der verdient mit dem Fall Barschel schließlich seit zehn Jahren sein Geld.“

 

taz – Tageszeitung, Berlin, 29.12.1997

Presse, taz, Barschel-Comic
Presse, taz, Rezension zum Barschel-Comic vom 29.12.1997

Link zum vollständigen Online-Artikel (ohne Abbildungen): HIER.

René Martens schrieb aus Linker Perspektive in der taz: „Für das Barschel-Album spricht nicht zuletzt, daß es der Hamburger Comic-Exeget und CDU-Lokalpolitiker Ole von Beust „unglaublich taktlos“ findet. Und warum? „Der Mann hat Frau und Kinder hinterlassen.“ Eine interessante These: Wer es auf Erden nicht versäumt hat, sich fortzupflanzen, muß vor einem satirischen Weiterleben nach dem Tode bewahrt werden. Abgesehen davon hätte OvB allen Grund, mit dieser Theoriensammlung zufrieden zu sein, denn der Prominente, der hier am besten wegkommt, ist sein Kamerad Helmut Kohl. In Lutz Mathesdorfs „Mafia-Theorie“ sieht man ihn auf dem Klo sitzend „Micky Maus“ lesen. Ist Kohl eigentlich jemals sympathischer dargestellt worden?“

 

BILD, 01.10.1997

Presse, BILD, Barschels Tod als Comic, 01.10.1997
BILD, „Barschels Tod als Comic“, 01.10.1997

CDU-Politiker Johann Wadephul: „Das ist der Gipfel der Geschmacklosigkeit. Ekelhaft. Ehrverletzend für die Barschel-Kinder.“
Die Zeichner: „Über die Ermittlungen im Fall Barschel kann man entweder heulen oder lachen. Wir haben uns fürs Lachen entschieden.“

 

Spiegel in der DB-Beilage bei ICE-press, 30.09.1997

Presse, Spiegel, ICE-press, Ein Comic zum Fall Barschel, 30.09.1997
Spiegel, ICE-press, Ein Comic zum Fall Barschel, 30.09.1997

Das Autorenkollegtiv: „Wir machen uns nicht über den Tod von Uwe Barschel lustig, sondern über die immer skurrileren Theorien des juristischen Dreamteams bei der Kieler Staatsanwaltschaft.“

 

Hamburger Morgenpost (MOPO), 01.10.1997

Die MOPO machte das Comicalbum zur Titelgeschichte und „Thema des Tages“, das sich dann auch auf Seite 2 und 3 erstreckte.

Hamburger Morgenpost, MOPO, Barschel als Comic, Titelseite vom 01.10.1997
Hamburger Morgenpost, MOPO, Barschel als Comic, Titelseite vom 01.10.1997

MOPO: „Noch immer ist unklar, wie er wirklich starb. Sechs makabre Möglichkeiten präsentierte gestern Norddeutschlands Comic-Elite: „Barschel – Wege in die Wanne“. Und lösten damit einen Sturm der Empörung aus.“

MOPO Seite 2: Barschels Tod als Comic-Gaudi, 01.10.1997
MOPO Seite 2: Barschels Tod als Comic-Gaudi, 01.10.1997

Von einem „einzigartigen Projekt des investigativen Comic-Journalismus“ sprechen die Zeichner grinsend. „Wir zeigen, was die Staatsanwälte übersehen haben.“ „Als im Frühjahr in der Zeitung stand, Barschel sei durch die Schuhsohlen vergiftet worden, war das für uns der Anstoß“, so der Flensburger Kim Schmidt. „Da dachten wir uns: Absurde Geschichten können wir uns auch ausdenken.“

MOPO: „Am 6. Oktober soll „Barschel – Wege in die Wanne“ (19,80 Mark) auf den Markt kommen – falls die Staatsanwaltschaft das nicht zu verhindern weiß.“ Sie hat es nicht verhindern können, das grundgesetzlich geschützte deutsche Presserecht ist schon sehr gut, besonders für Satire.

MOPO Seite 3, Barschel, Vorstellung der einzelnen Mordtheorien
MOPO Seite 3, Barschel, Vorstellung der einzelnen Mordtheorien

 

MOPO Seite 3: Jens Junge, Kim Schmidt, Lutz Mathesdorf, Jörg Reymann, Volker Sponholz und in der Badewanne Brösel
MOPO Seite 3: Jens Junge, Kim Schmidt, Lutz Mathesdorf, Jörg Reymann, Volker Sponholz und in der Badewanne Brösel

Pfadfinder-Ehrenwort: So war’s!

MOPO Seite 3, Familie Barschel ist entsetzt
MOPO Seite 3, Familie Barschel ist entsetzt

Die MOPO hat von der „vernichtenden“ Kritik bei Politikern und der Familie Barschel berichtet und über den Rechtsanwalt der Familie, Justus Warburg, erfolgte die Drohung: „Die Zeichner werden dafür bezahlen müssen.“ Er werde straf- und zivilrechtliche Schritte einleiten. Trödel-Pit aus Flensburg hat dann ein Fax an den Anwalt geschrieben…

MOPO: Ob sie mit einer einstweiligen Verfügung rechnen, wurden die Zeichner gestern gefragt. Flapsige Antwort von Jörg Reymann: „Wir können nicht rechnen.“

Mit solch heftigen Reaktionen haben die Zeichner tatsächlich nicht gerechnet, denn die gezeichneten Mordthesen mussten ja nur ein bisschen abstruser sein, als die von der Staatsanwaltschaft. Jedenfalls ging die Barschel-Witwe mit ihrem Anwalt Justus Warburg dann im Jahre 2011 gegen die Staatsanwaltschaft in Lübeck mit einer Anzeige zum „Verdacht auf Strafvereitelung im Amt“ vor, weil dort wohl ein im Hotel am Tatort gefundenes Haar verschwunden sei. Sie wurden auch nicht wegen ihrer Mordideen verklagt. Maßgebliche Kräfte arbeiteten weiterhin daran, eine Aufklärung verhindern zu wollen (Artikel in der Welt zur Anzeige vom 28.09.2011). Die Zeichner konnten dazu letztendlich auch nichts zur Aufklärung des Falls beitragen.

Der Spiegel brachte mit seinem Titelbild zum 10-jährigen Jubiläum der permanenten Berichterstattung auf den Punkt: „Der fast unmögliche Selbstmord – Rätselfall Barschel“. Heft Nummer 41 vom 06.10.1997. Wir hatten es vorausgesehen. Auch nach viel mehr als 10 Jahren und auch nach unserem Comicalbum von 1997 werden weitere Mordthesen gesucht.

Der Spiegel, Nr. 41, 06.10.1997, Der fast unmögliche Selbstmord - Rätselfall Barschel
Der Spiegel, Nr. 41, 06.10.1997, Der fast unmögliche Selbstmord – Rätselfall Barschel

4. Kommentierung

Spannend fand ich persönlich die sehr unterschiedlichen Perspektiven auf einen so medial aufbereiteten Fall. Angefangen von der Barschel-Affäre als politischem Skandal, der letzendlich nicht eindeutig klären konnte, ob der Minsterpräsitent selbst Anstifter und Täter oder Opfer seines Referenten Reiner Pfeiffer war. Oder war er nur Mitwisser und duldete Peiffers Verleumdungskampagne gegen Björn Engholm? So wie viele andere Menschen es vermuten, denke ich auch, dass der Ministerpräsident von den kriminellen Aktivitäten zumindest gewusst haben muss, auch wenn er sie nicht beauftragt haben sollte. All die durchtriebenen Handlungen müssen auch in der Staatskanzlei Hinweise und Wirkungen gehabt haben, die Uwe Barschel nicht übersehen konnte. Die unaufrichtigen Vorkommnisse rund um das „Ehrenwort“ zerstören jede Glaubwürdigkeit.

Aus dieser Gemengelage an Informationen (und Falschinformationen?) auch um seinen folgenden mysteriösen Tod im Genfer Hotel und den ewigen sowie ergebnisoffenen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ist es klar, dass zahlreiche Medien ihre Spekutationen entwickelt haben, wie es z.B. die Filme von Heinrich Breloer „Die Staatskanzlei“ von 1989 und „Einmal Macht und zurück – Engholms Fall“ von 1994 zeigen. So auch der Film von Uwe Boll Barschel – Mord in Genf?“ von 1993. Die ARD zeigte 2016 von Kilian Riedhof den in 10-jähriger Recherchearbeit entstandenen dreistündigen Politthriller Der Fall Barschelmit einer Mischung aus Dokumentation und Fiktion.

Film "Der Fall Barschel" von 2015
Film „Der Fall Barschel“ von 2015, nutzt auch das ins deutsche Gedächtnis eingebrannte Foto des stern-Reporters

Die neunte Kunst, das Medium Comic, ist inzwischen als Kulturgut anerkannt. So wie Literatur, Filme oder Spiele greifen auch Comiczeichner mit ihren satirischen Perspektiven gesellschaftliche Themen auf, die sie bewegen und die sie humorvoll und zumeist überspitzt sowie übertrieben gestalten, um auf die Merkwürdigkeiten unseres menschlichen Daseins und Zusammenlebens hinzuweisen. So entstand der Comic aus dieser Sicht auf die Dinge. Den Gedanken an die Familie Barschel und deren Perspektive und Gefühle hatte keiner der Zeichner. Und deren heftige Reaktion, dass sie so wenig über dem Thema trotz der langen Zeit standen, ahnten wir nicht und tat uns leid. Es ging um öffentlichkeitswirksame Politik, um in der Öffentlichkeit stehende Personen sowie eine Staatsanwaltschaft, die einen medial hoch interessanten Fall als kreativen Dauerbrenner gestaltete. Da mussten damals endlich nach zehn Jahren ebenfalls Comicschaffende genauso draufschauen, wie Filmemacher, Pressevertreter (z.B. auch wieder der stern mit einem weiteren Bericht vom 7. Februar 2016) und Juristen mit dem Fall ihr Geld verdienten.

Der Auftakt zu den Dan Dabey Studios war mit dem ersten Buchprojekt fulminant. Mehr Aufmerksamkeit ging nicht. Die erste Auflage war flott verkauft und es musste nachgedruckt werden, aber die Honorare für die Zeichner sind sicherlich niemals an die Gehälter der Mitarbeiter in der Staatsanwaltschaft heran gekommen, die sich seit Jahrzehnten mit dem Fall kreativ befassen.

5. Werbeflyer für die Dan Dabey Studios

Aus der gemeinsamen Arbeit zu dem Comicalbum heraus entstand ja der Wunsch, auch gemeinsam als Zeichenstudio aufzutreten sowie als Dienstleister, Agentur und Studio Zeichenaufträge zu akquirieren. Dazu haben wir dann einen Flyer mit den ersten Aufträgen als Refenrenz gestaltet und gedruckt, wie es damals noch üblich war.

Dan Dabey Studios, Flyer, Titelseite
Dan Dabey Studios, Flyer, Titelseite

Unsere Zielkunden sollten Kommunikationsagenturen, Werbeagenturen und die Marketingabteilungen größerer Firmen sein sowie Zeitungen und Zeitschriften.

Dan Dabey Studios, Flyer, Seite 2 und 3
Dan Dabey Studios, Flyer, Seite 2 und 3

Für Werbung und Öffentlichkeitsarbeit wurden Logos, Maskotchen und Illustrationen gestaltet.

Dan Dabey Studios, Flyer, Seite 4 und 5
Dan Dabey Studios, Flyer, Seite 4 und 5

Für Redaktionen wurden Comicserien, Cartoonserien und Karikaturkonzepte entworfen.

Dan Dabey Studios, Flyer, Seite 6 und 7
Dan Dabey Studios, Flyer, Seite 6 und 7

Für Verlage wurden Buchkonzepte auf Auftragsarbeiten realisiert.

Dan Dabey Studios, Flyer, Seite 8 und 9
Dan Dabey Studios, Flyer, Seite 8 und 9

Dan Dabey Studios – Das Team 1997: Jens Junge, Lutz Mathesdorf, Jörg Reymann, Kim Schmidt, Volker Sponholz und Götz Wiedenroth.

Dan Dabey Studios, Flyer, Seite 10 und 11
Dan Dabey Studios, Flyer, Seite 10 und 11

Auch schon 1997 gaaaanz innovativ: Die Gestaltung von „Internet-Homepages“ und die entsprechende Online-Redaktion im Angebot.

6. Beispiele für die Aufträge und Projekte der Dan Dabey Studios

Die ersten Aufträge bestanden in der Gestaltung klassischer Zeitungsanzeigen. Die Akquise fiel besonders leicht in Flensburg, weil dort durch den regelmäßigen Comic-Strip „Öde“ und die Veröffentlichungen des Flying Kiwi Verlages Kim Schmidt sich schon einen hohen Bekanntheitsgrad erarbeitet hatte.

Zeitungsanzeige Avanti von Kim Schmidt 1997
Zeitungsanzeige Avanti von Kim Schmidt 1997

 

Zeitungsanzeige Foto Raake von Kim Schmidt, 1997
Zeitungsanzeige Foto Raake von Kim Schmidt, 1997

 

CI, Logo, Briefpapier und Imagebroschüre für Bauregie Bardt
CI, Logo, Briefpapier und Imagebroschüre für Bauregie Bardt

 

Werbeposter für die aus den Stadtwerken Flensburg neu hervorgegange Telefongesellschaft "KomTel", 1998
Werbeposter für die aus den Stadtwerken Flensburg neu hervorgegange Telefongesellschaft „KomTel“, 1998

 

Bertis Buben als Zeitungsstrip und als Buchprojekt beim Rowohlt Verlag, 1998
Bertis Buben als Zeitungsstrip und als Buchprojekt beim Rowohlt Verlag mit Volker Sponholz und Lutz Mathesdorf, 1998

 

Zeitungsanzeige für das Gut von Holstein für einen Nordsee-Käse durch Harald Tiedemann, 1998
Zeitungsanzeige für das Gut von Holstein für einen Nordsee-Käse durch Harald Tiedemann, 1998

 

Flyer der Stadt Flensburg für den Abholplan der Müllabfuhr, Kim Schmidt, 1998
Flyer der Stadt Flensburg für den Abholplan der Müllabfuhr, Kim Schmidt, 1998

 

Bildschirmschoner für das Logistikunternehmen Rhenus, Jörg Reymann, 1998
Bildschirmschoner für das Logistikunternehmen Rhenus, Jörg Reymann, 1998

 

Comicstrip Evi & Liz von Jörg Reymann für die BRAVO Girl, 1998
Comicstrip Evi & Liz von Jörg Reymann für die BRAVO Girl, 1998

 

Comicstrip "Bob & Anton" von Volker Sponholz für die BRAVO Girl, 1998
Comicstrip „Bob & Anton“ von Volker Sponholz für die BRAVO Girl, 1998

 

Merchandise-Produkte für die Firma Sunburst, hier Mousepad
Merchandise-Produkte für die Firma Sunburst, hier Mousepad, in Anspielung an den Finanzminister Theo Waigel (CSU), 1998, von Götz Wiedenroth

Beginn der Cartoonserie „Local Heroes“ von Kim Schmidt in den Ausgaben des sh:z und der fast jährlichen „Sammelbände“ zur Zweitverwertung im Flying Kiwi Verlag. Neben einigen Sonderbänden ist 2024 dann auch Band 24 „Lokalrunde“ erschienen.

Local Heroes, Band 1, Neues aus Hedwig-Holstein
Local Heroes, Band 1, Neues aus Hedwig-Holstein, Cartoonsammelbände ab 1997

Beginn der Comicserie „Unser Schumi“ beim Carlsen Verlag ab 1998 (in der drei Bände bei Carlsen erschienen). Auch bei diesem Promi-Thema gab es von zahlreichen Vermarktern juristische Post, weil angebilich irgendwelche Rechte verletzt wurden. Aber das deutsche Presserecht und damit auch die Satire steht zum Glück über den Finanzinteressen anderer Akteure.

Comic "Unser Schumi" von Kim Schmidt und Lutz Mathesdorf im Carlsen Verlag 1998
Comic „Unser Schumi“ von Kim Schmidt und Lutz Mathesdorf im Carlsen Verlag 1998

 

Volker Sponholz und Lutz Mathesdorf starteten die Comicserie zu den deutschen Fußballnationaltrainern und der Fußball-Nationalmannschaft der Männer 1996 mit Berti Vogts: „Bertis Buben“ (Band 1), „Bertis Buben – Auf nach Frankreich“ (Band 2). Danach folgte Erich Ribbeck als „Ribbecks Racker“ und Rudi Völler als „Ruuudi“ und „Ein Mann für Tante Käthe“ im Rowohlt Verlag. Beispiele:

Comic "Bertis Buben" von Volker Sponholz und Lutz Mathesdorf, 1996
Comic „Bertis Buben“ von Volker Sponholz und Lutz Mathesdorf, 1996

 

Comic "Bertis Buben" von Volker Sponholz und Lutz Mathesdorf, 1998
Comic „Bertis Buben“ von Volker Sponholz und Lutz Mathesdorf, 1998

 

Comic "Ruuudi" von Volker Sponholz und Lutz Mathesdorf, 2002
Comic „Ruuudi“ von Volker Sponholz und Lutz Mathesdorf, 2002

Die Dan Dabey Studios haben einige langfristige Projekte angeschoben, aber es fehlte ein gemeinsamer Ordnungsrahmen. Es war ein Zusammenschluss von Individualisten, die eigentlich lieber ihre eigenen Projekte realisieren wollten, als die kostbare Zeit in Auftragsprojekten zu verschwenden. Der Lockruf des Geldes war nicht laut genug und diese Unternehmensgründung schuf damit ein weiterhin fröhliches Netzwerk als „Stürmischer Norden“ mit der jahrelangen Tradition eines gemeinsamen Grünkohlessens zur Weihnachtszeit irgendwo in Schleswig-Holstein.